Von: bank_der_kuenste@gmx.de |
Datum: Mon, 9 Apr 2001 19:23:25 +0200 |
An: "Bank der Künste" |
Die Hausordnung des
humanistischen, neusprachlichen und europäischen Gymnasium bei
St. Anna, Augsburg (GbStAA)
Dieses Regelwerk birgt einige
Tücken, ich wette, jeder hat schonmal dagegen verstoßen,
doch es gibt auch Vorschriften, die so unpräzise, fehlerhaft und
widersprüchlich formuliert sind, daß es bei entsprechender
Auslegung einleichtes ist, diese zu umgehen.
(Ich beziehe
mich in meinen Ausführungen auf Hausordnung (9/2000); Regelungen
im Bezug auf Krankheitsanzeige, Entschuldigung und
Unterrichtsbefreiung zum Aushang im Klassenzimmer; Die Aufgaben der
Klassensprecher; Brandschutzordnung; Hinweise zur Handhabung der
Absenzenregelung am GbStAA).
Ein Punkt, gegen den jeder
sicher schon mal verstoßen hat, ist "Sauberkeit".
Dazu steht: "[...] Verpackungen, Flaschen und Abfall sind an den
dafür vorgesehenen Stellen differenziert zu entsorgen:" und
zwar Grün/Gelb/Braun/Grau. Nun das Problem: dieses "SIND"
bedeutet, man MUSS es an den richtigen Stellen entsorgen. Klartext:
Wenn ihr euch im E-Bau am Automat so ein Tetra-Pack EisTee kauft,
müßt ihr, um es - leergetrunken - zu entsorgen (->
Gelbe Tonne) in die Pausenhalle Altbau gehen, denn dort sind die
"dafür vorgesehenen Stellen". Das hat sicher wirklich
nochniemand gemacht. Es gibt da aber noch einen kleinen Trick: Wenn
ihr es mit Altöl beschmiert ist es zwar immernoch
Grüner-Punkt-Verpackungsmaterial, aber verschmutzt und muß
infolgedessen im Restmüll oder einer Sondermülldeponie
landen. Achja, falls ihr im Klassenzimmer eine kleine Topfpflanze
habt und da fällt ein Blatt weg: das gehört
selbstverständlich in die Braune Tonne, welche sich im
Altbaupausenhof befindet, da wo die ganzen Fahrräder stehen.
Apropos Fahrräder: die kommen natürlich in erster
Linie in den Fahrradkeller, da das aber zu umständlich ist, wird
das nur in den seltensten Fällen getan, so findet man dort
meistnur zwei Stück und desweiteren Sofas, Tische, Stühle
und andere Einrichtungsgegenstände, die aus Klassenzimmern
entfernt werden mußten. Um aber dennoch eine geregelte
Zweiradunterbringung zu gewährleisten, wartet die Hausordnung
hierfür mit dem längsten und wahrscheinlich
unmißverstänlichsten Satz auf, den sie zu bieten hat:
§§§< "[...] für Fahrräder, aber
auch für Motorräder und Mopeds [, stehen] auf dem Pausenhof
des Hauptgebäudes zwei Reihen parallel zur Schertlinstraße
(siehe Hinweisschild), der Raum unter dem Vordach des
Erweiterungsbaus (immer senkrecht zur Hauswand parken!), der Streifen
entlang der Trennmauer zwischen Haupt- und Eweiterungsbau (senkrecht
zur Mauer aufstellen!) und das von Büschen eingesäumte
Areal an der Schertlinstraße zur Verfügung.">§§§
Versuchen wir da mal durchzusteigen: "[...] für
Fahrräder [... stehen] auf dem Pausenhof des Hauptgebäudes
[~gemeint ist wohl der Altbau] zwei Reihen parallel zur
Schertlinstraße [~die Reihen parallel zur Schertlinstraße?
Oder die Fahrräder? Oder beides?] (siehe Hinweisschild) [~jenes
verwitterte Ding, das wieder dieselben Fragen aufwirft, welches aber
auch nur bedeuten könnte: Da geht's zum Fahrradabstellplatz!],
der Raum unter dem Vordach [~man könnte auch sagen: die
betonierte Unkrautwanne, wos überall durchtröpfelt] des
Erweiterungsbaus (immer senkrecht zur Hauswand [~Fensterfront]
parken!), der Streifen entlang der Trennmauer zwischen Haupt- und
Eweiterungsbau [~tja, wo ist da ne Trennmauer zwischen den Gebäuden?
Es gibt zwar nen Verbindungsgang, aber das... hmm. Es könnte
jedoch sein, daß das Mäuerchen, das den Altbauparkplatz
vom E-Bau-Vorplatz trennt, gemeint ist.] (senkrecht zur Mauer
aufstellen!) und das von Büschen eingesäumte Areal an der
Schertlinstraße [~also da wo Büsche drumrumstehen? Das
wären beide Parkplätze und der gesamte E-Bau-Vorplatz, das
reicht wohl dann sowieso!] zur Verfügung." Alles klar?
Da
kommt man also um 8.00hin die Schule und stellt fest, daß es
kingelt - was es noch öfters tun wird - man weiß aber
nicht so genau, warum es das tut, denn nirgends im ganzen Schulhaus
steht, wann es wie und warum gongt. Allerdings gibt es einen einzigen
Plan (S1), wo vermerkt ist, vonwannbiswann die Stunden/Pausen gehen,
nicht aber die Klingelzeichenordnung (soetwas im Klassenzimmer
auszuhängen scheint wohl nicht nötig zu sein), ein
Zusammenhang zwischen Zeit und Läuten ist also nicht gegeben.
Deshalb schlage ich vor, daß vom Klassleiter ein Zeit-Dienst (2
Personen) eingesetzt wird, der, rückt das Ende einer Stunde
näher, zu einer der öffentlichen Uhren (in jedem
Stockwerk), da man sich ja auf irgendeine allgemeingültige Zeit
einigen muß, geht und die Klasse zum exakten Zeitpunkt über
das Ende informiert. Vor dem Unterricht kann man sich unteranderem in
der "gedeckten Pausenhalle" aufhalten; demnamennach muß
das dort sein, wo alles für ein Bankett bereit steht; auch
möglich wäre, daß die Halle von einer anderen -
gewollt geschwängert wurde, dessenungeachtet erscheint es am
wahrscheinlichsten, daß jener Raum gemeint ist, in welchem auch
der Vertretungsplan hängt.
Interessanter indessen ist
der Punkt 1.2: "Wenn eine Anfangsstunde ausfällt, ist der
Aufenthaltsraum 004 aufzusuchen." Die Angewohnheit einiger
Schüler, zu solch einem Zeitpunkt zuhause zu bleiben und
auszuschlafen, wird nicht geduldet; oder ist sie nurnicht geregelt
worden...?
Die wichtigste Bemerkung zum Thema "Einlass
in das Schulgebäude" (1.2) ist zweifesohne: "Die im
2.Stock des Altbaus befindlichen versperrbaren Ablageboxen sind in
erster Linie der Kollegstufe vorbehalten."
"1.3 Die
Schüler der 5.-10. Klassen halten sich während der
Vormittagspausen im Hof ihres Gebäudes [~Merke: IHRES! Wessen
Klassenzimmer im Altbau ist, der hüte sich, auch nur in die Nähe
der Tischtennisplatten zu kommen!], im Atrium, in der Pausenhalle
[~übrigens steht nirgendwo in der Pausenhalle, daß es die
Pausenhalle is, dafür aber in dem Raum vor den Turnhallen] oder
in der Vorhalle des Haupt-[~eben das, wo "Pausenhalle"
dransteht; man kann es aber anscheinend auch "gedeckte
Pausenhalle" nennen] bzw. E-Baues auf, also kein Aufenthalt in
Gängen [... ~das bringt uns an einen kritischen Punkt: entweder,
die Schüler dürfen sie überhauptnicht betreten, haben
aber folglich Probleme, die für den Pausenaufenthalt
vorgesehenen Orte zu erreichen, weilja die Pause ohne Zeitlichen
Zwischenraum auf den Unterricht folgt, oder die Schüler dürfen
die Gänge zum durchgehen benutzen (dort aber nicht
stehenbleiben), können dann auch infolgedessen während der
Pause zwischen den Orten wechseln (was im Moment der
Pausenaufsichten, die offensichtlich die Hausordnung sehr eigenwillig
auslegen, wegen nicht möglich ist); diese Verfahrensweise
brächte weitere Vorteile mitsich: die Schüler könnten
so auch den Unterricht rechtzeitig erreichen, was eben nicht möglich
wäre (ursächlich des fehlenden Zeitzwischenraums), wenn sie
die Gänge während der Pausen nicht betreten könnten.
Die Hausordnung sähe bei solcher Auslegung nicht vor, daß
die Schüler beim Läuten (denn das ist ja selbst schon nicht
vorgesehen) um 9.45h bzw. um 11.26h zu ihren Klassenzimmern gehen,
denn die Pause dauert ja - laut Zeitplan - bis 9.50h bzw. 11.30h; wer
sich folglich zu diesem Zeitpunkt in den Gängen aufhält,
handelt wider den Regeln und wird kostenpflichtig verurteilt, alle
nach den Sommerferien abgelaufenen Milchschnitten in einer Pause zu
essen.]".
Das Problem, wo man sich wie aufzuhalten hat,
wo zu essen und was sonst zu beachten ist, wenn Mittagspause
herrscht, stellt sich nicht, da im Zeitplan gar keine Vorgesehen ist.
"Eine Unterrichtsstunde dauert 45 Minuten." (GSO §33
Abs. 4). Dem ist aber nicht so, wenn man am GbStAA eine 7.Stunde hat,
da diese zeittafelgemäß den Zeitraum von 13.00h bis 13.55h
einnimmt.
"Der Lehrer beendet die Stunde" scheint
ein Gerücht zu sein. Dies wäre sowieso ungerechtfertigt, da
man ja fast immer pünktlich anfängt, was ja zufälligerweise
meistens mit einem Klingeln einhergeht, (und wenn nicht ist meistens
der Lehrer zu spät) infolgedessen muß man auch zum an der
Zeittafel vermerkten Zeitpunkt gehen dürfen.
"1.4
[... Auf dem Schulgelände sind] alle Aktivitäten zu
unterlassen, die zur Erhöhung der Unfallgefahr (z.B.
Schneeballwerfen, [~, Armbrustschießen, Minensuchen,]
Schleifen, [~Hobeln, Schmieden, Sägen,] Inline-Skating[~,
Snowboarden, Wasserskifahren, Rafting]) beitragen.
Die beiden
Parkplätze dürfen von Schüler(innen) [~wenn mann die
Klammern wegläßt, heißt es "von Schüler"]
im interesse ihrer Sicherheit in der Pause nicht betreten werden.
[~während des Unterricht bleibt der Aufenthalt dort jedoch
unbeanstandet]".
Klassenraumordnung: "Jede Klasse
hat in ihrem Raum für Sauberkeit zu sorgen.", so heißt
die Devise. Jedoch wird die darauffolgende Drohung "Gegebenenfalls
muss dies nach dem Unterricht nachgeholt werden." sofort im
Punkt 6.5 ("[...] Alle Schüler verlassen sofort nach Ende
des Unterrichts das Schulgebäude.") entkräftet.
Außerdem können dazu erstrecht keine Einzekpersonen
,verdonnert' werden, da die "Klasse" als Kollektiv dafür
verantwortlich ist.
"6.4 In jedem Klassenzimmer wird
[...] eine Liste angeschlagen, in dem [sic!] sämtliche
Schüler(innen) in der Reihenfolge aufgeführt sind, wie sie
ihren Ordnerdienst versehen. [~d.h.: wer keinen Ordnerdienst macht,
erscheint nicht auf der Liste. Wie praktisch!!!]".
BRANDSCHUTZ: vorbeugende Maßnahmen: "Alle Flucht-
und Rettungswege müssen frei gehalten werden. [~ kein
Kommentar]. - Die Türen zum Treppenhaus (Schwingtüren)
müssen zur Minderung der Rauchausbreitung unbedingt geschlossen
gehalten werden [~ wer trotzdem in eines der oberen Stockwerke muß,
kann bei Frau Bolg erfahren, wie er dies über die Fassade
erreicht]..." - "Schultaschen und Jacken bleiben im
Klasszimmer"; wer seine Jacke gerade anhat (das Problem mit der
Heizung soll an anderer Stelle erörtert werden), muß diese
Ausziehen und gegebenenfalls dorthinbringen, aber Vorsicht!, die
jüngeren Klassen haben Vortritt! Es haben auch die Schüler
zügig zum Sammelplatz zu gehen, "die sich bei Alarm an
einem beliebigen Punkt des Schulgeländes befinden [~ z.B. in der
Turnhalle an den Ringen hängend, an einem Auto auf dem
Altbauparkplatz Sprengstoff anbringend, mit Kotzkrämpfen vor dem
Pausenverkauf liegend, ohnmächtig von den Lösungsmitteln
der "Saubär-Farbe", vom Münzfernsprecher Herrn
Mayer anrufend, beim BMA, aufgespießt an einer Sonnenuhr (nil
nisi corde), auf der Kuppel der Sternwarte, u.ä.]".
Letzter Punkt: falls ihr mal nicht da seid... "Vor
Unterrichtsbeginn [~ also vor 8.05h] [...] nehmen die
Absenzenheftführer der Klasse Kontakt mit dem Sekretariat auf.
Sie vergleichen dann die eingegangenen Krankmeldungen mit der
tatsächlichen Fehlliste. Fehlt ein Schüler zu d i e s
e m Zeitpunkt [~also vor 8.05h] unentschuldigt, werden s
o f o r t die Eltern telefonisch davon in Kenntnis gesetzt.
[...] Wenn die Eltern nicht zu erreichen sind, muss die Schule nach
Lage des Einzelfalls die Entscheidung treffen, ob es gerechtfertigt
erscheint, die örtliche Polizeidienststelle zu verständigen
[~so nach dem Motto: ach nee, des is ja sowieso son Arsch]."
Man sieht also an diesen Beispielen sehr gut, daß es kein
Problem ist, mit einem großen Aufwand an Sprache garnix
auszusagen. Ich hoffe, euch geholfen und amüsiert und vielleicht
auch das Interesse an offiziellen Schriftstücken in euch geweckt
zu haben. Viel Spaß!
psycho